Chlorfreie Papiere: Umweltfreundliche Alternative zur Chlorbleiche
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Chlorfreie Papiere gewinnen immer mehr an Bedeutung, wenn es darum geht, beim Papierkauf auf Umweltverträglichkeit zu achten. Aber was genau sind chlorfreie Papiere eigentlich und welchen Vorteil bieten sie gegenüber herkömmlichen Papieren? In diesem Artikel erklären wir Ihnen alles Wissenswerte rund um das Thema.
Wozu wird Chlor bei der Papierherstellung verwendet?
Um aus Holz hochwertiges weißes Papier herzustellen, müssen die Holzfasern zunächst von unerwünschten Bestandteilen wie Lignin befreit werden. Das geschieht im sogenannten Aufschlussverfahren. Anschließend wird der gewonnene Zellstoff gebleicht, um die Helligkeit und Reinheit zu verbessern.
Jahrzehntelang war dafür die Bleiche mit Chlorgas das Standardverfahren. Chlor hat den Vorteil, dass es Lignin effektiv aus den Holzfasern entfernt und gleichzeitig die Fasern nur wenig schädigt. So konnte hochwertiger weißer Zellstoff mit guten Festigkeitseigenschaften erzeugt werden.
Warum sind chlorhaltige Bleichverfahren problematisch?
Das Bleichen von Zellstoff mit Chlor hat jedoch gravierende Nachteile für die Umwelt. Bei der Verwendung von Chlor entstehen unerwünschte Nebenprodukte wie chlororganische Verbindungen und Dioxine. Diese Schadstoffe gelangten mit den Abwässern der Papierfabriken in Flüsse und Seen und reicherten sich in der Umwelt an.
Viele dieser Substanzen sind langlebig, reichern sich in der Nahrungskette an und stehen im Verdacht krebserregend zu sein oder das Hormonsystem zu schädigen. Um die Gewässer vor diesen Belastungen zu schützen, haben viele Papierhersteller auf chlorfreie Verfahren umgestellt.
Wie funktioniert die Papierbleiche ohne Chlor?
Es gibt zwei etablierte Verfahren, um Papier ohne oder mit deutlich weniger Chlor zu bleichen:
· ECF - Elementar-Chlorfrei
Beim ECF-Verfahren (Elementary Chlorine Free) wird auf den Einsatz von reinem Chlorgas verzichtet. Stattdessen kommen Chlorverbindungen wie Chlordioxid zum Einsatz, die weniger reaktiv sind. Durch diese Umstellung können die Emissionen von chlororganischen Verbindungen in den Abwässern um 60 bis 80% gesenkt werden im Vergleich zur Elementarchlor-Bleiche.
Das ECF-Verfahren ist heute der Standard in der europäischen Papierindustrie. Die meisten Papiere ohne spezielle Kennzeichnung sind elementar-chlorfrei gebleicht. Trotzdem bleiben auch beim ECF-Verfahren Chlorrückstände im Papier und Abwasser zurück, wenn auch auf deutlich niedrigerem Niveau.
· TCF - Total-Chlorfrei
Das TCF-Verfahren (Totally Chlorine Free) kommt komplett ohne Chlor und Chlorverbindungen aus. Stattdessen werden Bleichmittel wie Sauerstoff, Ozon und Wasserstoffperoxid verwendet. Bei dieser Methode entstehen keinerlei chlororganische Verbindungen mehr, was die Abwässer und die Umwelt maximal entlastet.
Der Nachteil des TCF-Verfahrens sind höhere Kosten und eine leicht verringerte Stabilität und Weiße des Papiers im Vergleich zu ECF- und chlorgebleichten Papieren. Der Marktanteil total-chlorfreier Papiere liegt in Europa daher bislang nur bei etwa 5%.
Woran erkennt man chlorfreie Papiere?
Leider gibt es bislang keine einheitliche und verpflichtende Kennzeichnung für chlorfreie Papiere. Achten Sie beim Papierkauf auf Formulierungen wie "totally chlorine free", "TCF", "elementar chlorfrei" oder "ECF" auf Verpackung oder Datenblatt. Auch Umweltzeichen wie der Blaue Engel, FSC oder PEFC stellen in ihren Vergabekriterien Anforderungen an die Bleiche.
Fazit: Chlorfrei ist die Zukunft
Chlorfreie Papiere sind eine sinnvolle Wahl, wenn Sie Wert auf umweltschonende Produkte legen. Vor allem TCF-Papiere entlasten durch den Verzicht auf Chlorchemie die Gewässer und Ökosysteme. ECF-Papiere sind inzwischen ohnehin die Regel. Für besonders sensible Anwendungen wie Lebensmittelverpackungen empfiehlt sich der Einsatz von TCF-Papieren. Auch bei der Beschaffung von Büro- und Grafikpapieren lässt sich so ein wichtiger Beitrag zum Umweltschutz leisten.