Fontanes Fake News - Die wahre Geschichte hinter Fontanes berühmter Ballade „John Maynard“

Theodor Fontanes Ballade "John Maynard" gehört zu den bekanntesten Gedichten der deutschen Literatur. Sie erzählt die heldenhafte Geschichte des Steuermanns John Maynard, der durch seinen selbstlosen Einsatz die Passagiere eines brennenden Schiffes rettet. Doch wer war dieser mutige Mann wirklich?

Gedicht "John Maynard" von Theodor Fontane
© Bild von andreas160578 auf Pixabay
16.09.2024

Es gab keinen echten John Maynard

Recherchen haben ergeben, dass es den von Fontane beschriebenen John Maynard nie gegeben hat. Zwar basiert die Ballade lose auf einem wahren Schiffsunglück, bei dem 1841 der Raddampfer "Erie" auf dem Eriesee in Brand geriet. Doch der Steuermann hieß in Wirklichkeit Luther Fuller und nicht John Maynard.

Künstlerische Freiheit für eine gute Geschichte

Fontane nahm sich dichterische Freiheiten, um die Geschichte dramatischer und wirkungsvoller zu gestalten. So ließ er alle Passagiere überleben, während beim echten Unglück Hunderte starben. Auch verpasste er dem tapferen Steuermann den einprägsamen Namen "John Maynard" und ein glorreiches Begräbnis - beides frei erfunden.

Warum die Ballade trotzdem wichtig ist

Auch wenn John Maynard nie existierte, hat Fontanes Ballade Generationen von Lesern berührt und inspiriert. Sie feiert Heldenmut, Opferbereitschaft und die Rettung von Menschenleben. Durch die Überhöhung machte Fontane die Geschichte zu einem zeitlosen Lehrstück über menschliche Werte. Vielleicht musste die Realität dafür etwas geschönt werden.

Eine Gedenktafel für die Legende

Deutsche Besucher waren häufig enttäuscht, dass das von Fontane erwähnte Grab mit „Dankspruch“ der Stadt in „goldner Schrift“ auf dem „Marmorstein“ in Buffalo, dem Zielort des Unglücksschiffs, nicht zu finden ist. Daher erinnert seit 1997 eine Gedenktafel an John Maynard - wohlgemerkt an die Legende, nicht an eine echte Person. Auf ihr ist Fontanes Gedicht auf Englisch und Deutsch zu lesen. Ein Hinweis auf Luther Fuller und den Brand der "Erie" stellt dabei den Bezug zur Realität her.

John Maynard ist zwar eine literarische Fiktion, aber eine, die weltweit Millionen Menschen berührt und zum Nachdenken angeregt hat. Manchmal ist eine gute Geschichte wirkungsvoller als die Realität. Die Gedenktafel in Buffalo ist ein Tribut an die Macht der Literatur.

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