EUROSAC-Kongress 2025: Die Papiersäcke von morgen im Blick

Vom 22. bis 24. Mai kamen mehr als 130 Branchenfachleute in Thessaloniki, Griechenland, zum EUROSAC-Kongress 2025 zusammen. Unter dem Motto „Die Papiersäcke von morgen im Blick“ („Envisioning the paper sacks of tomorrow“) bot die
Veranstaltung ein vielseitiges Programm mit Fachvorträgen, lebhaften Diskussionen und wertvollen Networking-Möglichkeiten.

EUROSAC-Kongress 2025
© EUROSAC
30.06.2025
Quelle:  Firmennews

Zu den Themen zählten regulatorische Entwicklungen, das Recycling von Papiersäcken und notwendige Verhaltensänderungen. Im Mittelpunkt stand der EUROSAC Grand Prix Award, der die zukunftsweisendsten Projekte
der Branche präsentierte. Der Gold Award ging an eXpandyble von dy-pack, Silber erhielten W. Gröning und Billerud für ihre gemeinsame Entwicklung „Future-Proof Paper Sack for Low-Carbon Cement“. Mondi wurde mit Bronze für seinen re/cycle PaperPlus Bag Advanced ausgezeichnet, während der Publikumspreis an ConFlex® HeatSeal von Billerud ging.

„Wir leben in komplexen Zeiten, die von geoökonomischen Herausforderungen geprägt sind“, sagte EUROSAC-Präsident Alessandro Selmin zur Eröffnung. „Das macht Plattformen wie den Kongress umso wichtiger – um zentrale Branchenthemen anzugehen und die Zukunft durch das Engagement unserer Mitglieder und die Stärke unserer Organisation zu gestalten.“

Positiver Marktrend
Nach einem starken Rückgang im Jahr 2023 zeigte sich der europäische Markt für Papiersäcke 2024 erholt. Die
Lieferungen stiegen um 2,2 % auf 5,32 Milliarden Einheiten. Das stärkste Wachstum verzeichneten
Lebensmittelprodukte (ohne Milchpulver) mit +6,8 %, gefolgt von Tierfutter und chemischen Produkten (jeweils +6,2 %). Während Zement, Milchpulver und Mineralien weiterhin rückläufig waren, verlangsamte sich der Rückgang, was auf eine Stabilisierung hindeutet. Der Bereich Baustoffe (ohne Zement) trug mit einem Anstieg von 3,1 % ebenfalls positiv bei. Ein Blick ins erste Quartal 2025 deutet auf einen noch solideren Aufwärtstrend mit Zuwächsen in allen Sektoren hin.

Vorbereitung auf aktuelle und zukünftige EU-Gesetzgebung
Regulatorische Entwicklungen bleiben ein treibender Faktor in der Branche. Laura Mazzei von CITPA gab einen Überblick über aktuelle politische Tendenzen, die die Branche prägen – etwa das Ziel der Dekarbonisierung bis 2050 und die längere Ressourcennutzung innerhalb der Wirtschaft. Ihre Botschaft: Verpackungen müssen funktional, recyclingfähig und auf die zunehmende gesetzliche Komplexität ausgerichtet sein. Ulrika Wedberg und Robert
Torstensson von Billerud stellten Herausforderungen und praktische Schritte zur Vorbereitung auf die EU-Verordnung zur Entwaldung (EUDR) vor. Eine anschließende Podiumsdiskussion beleuchtete Recyclinginitiativen für Papiersäcke in verschiedenen europäischen Ländern. Die Branche hat eine Allianz mit über 70 Unternehmen entlang der gesamten
Bauwertschöpfungskette und 180 Baustellen gegründet, um Kreislaufwirtschaft durch Multimaterial-Recycling und skalierbare Pilotprojekte voranzutreiben. Zentrale Erkenntnis: Kreislaufwirtschaft entsteht nicht von allein – aber durch branchenübergreifende Zusammenarbeit kann sie zu einem tragfähigen Geschäftsmodell werden.

Nachhaltigkeit durch Verhaltensstrategien fördern
Gerade im Bereich Kreislaufwirtschaft steht die Branche vor der Herausforderung, verschiedene Akteure zur aktiven Mitwirkung beim Recycling von Papiersäcken zu motivieren.
Sam Gray von RARE Europe zeigte verhaltensorientierte Lösungen als einen wirkungsvollen Ansatz zur Umsetzung von Nachhaltigkeit auf. Anstatt auf Vorschriften, finanzielle Anreize oder Informationskampagnen zu setzen, betonte Gray die Bedeutung des psychologischen und sozialen Kontextes menschlichen Verhaltens. Menschen reagieren eher positiv auf emotionale Appelle wie Stolz statt auf Schuld oder Scham. Sie übernehmen Verhaltensweisen eher, wenn diese einfach scheinen und bereits von anderen praktiziert werden. Grays klare Botschaft: „Make the right choice the easy choice.“

Papiersäcke vs. WPP-Säcke – ein Vergleich
Die Rolle von 50-kg-Zementsäcken aus gewebtem Polypropylen (WPP) in Ländern außerhalb Europas wurde mit
papierbasierten Alternativen verglichen. Thomas Hilling von Haver & Boecker und Dominik Wörsdörfer von Windmöller & Hölscher präsentierten Marktentwicklungen, Produktion, Anwendung, Handhabung und technische Leistungsfähigkeit. Ihren Beobachtungen zufolge benötigt die Herstellung von Papiersäcken dreimal weniger Platz, erzeugt dreimal weniger Abfall, verbraucht nur 20 % der Energie und benötigt lediglich ein Zehntel der Arbeitskraft im Vergleich zur WPP-Sackproduktion. Ergänzend dazu stellte Elin Gordon von CEPI Eurokraft Ergebnisse einer aktuellen Laborstudie vor, die Füllgeschwindigkeit, Produktverlust, Staubentwicklung und CO2-Fußabdruck beider
Verpackungsarten verglich. Das Ergebnis: Papiersäcke lassen sich 21 % schneller befüllen, verringern den Produktverlust um das Vierfache, erzeugen nur ein Drittel des Staubs und haben lediglich die Hälfte des CO2-Ausstoßes im Vergleich zu WPP-Säcken.

EUROSAC Grand Prix Award 2025
Der EUROSAC Grand Prix ehrte herausragende Innovationen in den Bereichen Leistung, Nachhaltigkeit und
Kundennutzen. „Er zeigt, was moderne Papiersacktechnologie leisten kann – und wie unsere Branche sich die Papiersäcke von morgen vorstellt“, sagte EUROSAC-Präsident Alessandro Selmin. „Was wie ein einfacher Papiersack aussieht, steckt oft voller Spitzentechnologie.“
Jurypräsident Herbert Rode lobte die hohe Qualität der von den Teilnehmern zur Verfügung gestellten Beiträge: „Die
Gewinnerlösungen haben sich deutlich abgehoben.“

Preisträger des Grand Prix 2025
Der Gold Award ging an eXpandyble von dy-pack. Der Sack bietet eine intelligente, adaptive Lösung: Er passt sich exakt dem Füllvolumen an – mit einer möglichen Expansion von bis zu 30 %. Eine einzige Sackgröße kann für verschiedene Produkte verwendet werden, was Lagerhaltung und Logistik vereinfacht. Ein weiterer Vorteil: Der geringere Innendruck beim Befüllen ermöglicht einen schnelleren Befüllprozess. Der Sack ist robuster als herkömmliche Säcke und reduziert Bruch und Sackplatzer. Zudem unterstützt seine Oberfläche die Wasseraufnahme im Recyclingprozess – im Einklang mit etablierten Recyclingpraktiken. „Er löst ein häufiges Kundenproblem und kann helfen, nicht-papierbasierte Lösungen zu ersetzen, wo variable Größen gefragt sind“, so die Jury.
Die Unternehmen W. Gröning und Billerud wurden mit dem Silber Award für ihr gemeinsames Projekt „Future-Proof Paper Sack for Low-Carbon Cement“ ausgezeichnet. Die Lösung kombiniert ultraatmungsaktives und halbdehnbares Sackkraftpapier mit einer 8 μm HDPE-Folie, die 35 % PCR enthält, um zukünftigen PPWR-Vorgaben zu entsprechen. Sie ermöglicht ein staubfreies, hocheffizientes Abfüllen feiner, CO2-reduzierter Zementmischungen, die voraussichtlich immer häufiger zum Einsatz kommen werden.
Gleichzeitig bietet der Sack hohen Feuchtigkeitsschutz, große Festigkeit und einen reduzierten CO2-Fußabdruck – unter Verwendung bereits verfügbarer Materialien. Die Jury hob die doppelte Innovation hervor: eine verbesserte Papierporosität für feinere Zementmischungen und eine recycelte PE-Folie mit vergleichbarer Leistung zu herkömmlichen Varianten.
Der Bronze Award ging an den re/cycle PaperPlus Bag Advanced von Mondi. Dieser leistungsstarke Papiersack verfügt über eine fortschrittliche 20 μm-Barrierefolie, die herkömmliche HDPE-Lagen von 30 bis 50 μm ersetzt. Der Kunststoffverbrauch wird dadurch um bis zu 60 % reduziert – bei gleichbleibendem Feuchtigkeitsschutz. Kunden profitieren von geringeren Emissionen, besserer Recyclingfähigkeit und Kompatibilität mit bestehender Abfülltechnik – und das bei gleichzeitiger Einhaltung der sich weiterentwickelnden EU-Vorgaben und gleichbleibender Produktleistung. Die Jury lobte die beeindruckende Folienreduktion und die konsequente Ausrichtung auf Recyclingfähigkeit und Performance.
ConFlex® HeatSeal, entwickelt von Billerud, beeindruckte das Publikum und wurde mit dem Public Choice Award ausgezeichnet. Es handelt sich um ein recycelbares, PE-freies, heißsiegelfähiges Papier, das Kunststoffverpackungen in vorgefertigten Beuteln und Form-Fill-Seal-Anwendungen ersetzt. Die tonbasierte Beschichtung gewährleistet Recyclingfähigkeit und macht es zu einer zukunftsfähigen Alternative. Eingesetzt von einer schwedischen Möbelmarke, konnte damit der Plastikmüll reduziert und die CO2-Emissionen schätzungsweise um 50 % gesenkt werden – bei einer um 30 % höheren Liniengeschwindigkeit und 20 % besserer Verpackungseffizienz. Mit einem CEPI-Recyclingwert von 18/20 und Zulassung für Lebensmittelkontakt bietet die Lösung sowohl ökologische als auch operative Vorteile.

Weitere Grand Prix-Einreichungen
EUKA FLOUR BAG von Klabin ist ein plastikfreier Mehrlagen-Ventilsack aus 100 % Kurzfasereukalyptuspapier. Er verfügt über ein innovatives, vollständig aus Papier bestehendes Aufreißband und ein versiegelbares Ventil mit speziellen Harzen anstelle von Folie. Konzipiert für 25 kg Weizenmehl, bietet der Sack starken Produktschutz, hohe
Druckqualität, ausgezeichnete Verarbeitbarkeit, perfekte Logistikleistung und verbesserte Ressourceneffizienz.
Mondi präsentierte als zweiten Wettbewerbsbeitrag re/cycle ProtectorBAG PocketForm – eine vollständig papierbasierte, flexible Verpackungslösung, die Kunststoff beim Transport und bei der Lagerung ersetzt. Mit bis zu sieben individuell anpassbaren Fächern und personalisiertem Druck bietet sie eine organisierte, markenkonforme und schützende Verpackung für verschiedenste Produkte – diese Vielseitigkeit eröffnet Einsatzmöglichkeiten in zahlreichen Branchen. Die kompakte Form und einfache Handhabung unterstützen die logistische Effizienz. Hergestellt aus erneuerbarem, verantwortungsvoll bezogenem Papier ist die Verpackung recycelbar und trägt zur Reduktion von Kunststoffabfällen bei.
Die Grand Prix-Einreichungen verkörpern das diesjährige Kongressmotto „Die Papiersäcke von morgen im Blick“ und spiegeln das gemeinsame Bestreben der Papiersack- und Sackkraftpapierbranche wider, die Zukunft durch Innovation zu gestalten.

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