Mayr-Melnhof: Ergebnisse zum 1. Halbjahr 2021

- Strategische Akquisitionen von Kwidzyn und Kotkamills Anfang August vollzogen
- Temporärer Margendruck durch zeitversetzte Weitergabe der Inputkosten-Inflation über Preiserhöhungen
- Hoher Auftragsstand bei Karton und Packaging
- Laufende strukturelle Kostenanpassungen

Mayr-Melnhof: Ergebnisse zum 1. Halbjahr 2021
© Mayr-Melnhof Karton Gesellschaft m.b.H.
23.08.2021
Quelle:  Firmennews

Die MM Gruppe verzeichnete im 2. Quartal 2021 bei guter Nachfrage nach Karton und Kartonverpackungen weiterhin eine hohe Auslastung in beiden Divisionen. Die Umsatzerlöse der MM Gruppe lagen damit im 1. Halbjahr leicht über dem Vorjahresniveau. Dem stand jedoch erwartungsgemäß eine deutliche Ergebnisbelastung durch die andauernde massive Kosteninflation bei Rohstoffen, Energie und Logistik gegenüber. Die zeitliche Verschiebung zwischen dem rasanten Kostenanstieg und den umgesetzten Preiserhöhungen führte im Kartongeschäft zu einem signifikanten Rückgang beim betrieblichen Ergebnis. In der Packagingdivision zeigte sich die laufende Geschäftsentwicklung hingegen robuster. Wie bereits angekündigt, waren jedoch aufgrund notwendiger Restrukturierungsmaßnahmen bei einem Verpackungsstandort in Deutschland Einmalaufwendungen in Höhe von rund 26 Mio. EUR zu verbuchen.

Ziel ist es, durch eine neuerliche Kartonpreiserhöhung ab Oktober den deutlichen Kostenanstieg bestmöglich zu kompensieren. Für das laufende 3. Quartal ist jedoch infolge der zeitversetzten Kostenweitergabe weiter mit Margendruck zu rechnen. Darüber hinaus werden die Einmaleffekte aus der Erstkonsolidierung der Akquisitionen bzw. Entkonsolidierung der Veräußerungen das Ergebnis des 3. Quartals prägen.

Strategisches Update
Durch die strategische Akquisition der Werke Kwidzyn, Polen, und Kotkamills, Finnland, haben wir die Wettbewerbsfähigkeit der Gruppe strukturell gestärkt. Beide Werke bieten uns eine Wachstumsplattform für das nächste Jahrzehnt durch Innovationen vor allem im Bereich Nachhaltigkeit, eine vorteilhafte Kostenposition und die Stärkung unserer führenden Position bei Karton in Europa. Außerdem haben wir zwei neue Kerngeschäfte „Kraft Papers“ und „Uncoated Fine Papers“ erworben. Dem erweiterten Produktportfolio entsprechend wird die Division MM Karton in MM Board & Paper umbenannt. Teil der Transformation war die Veräußerung der kleineren Kartonwerke Eerbeek, Niederlande, und Baiersbronn, Deutschland.

Ergebnisrechnung
Die konsolidierten Umsatzerlöse des Konzerns stiegen leicht von 1.266,5 Mio. EUR auf 1.289,6 Mio. EUR.

Mit 92,1 Mio. EUR lag das betriebliche Ergebnis um 24,8 % bzw. 30,4 Mio. EUR unter dem Vorjahreswert (1. HJ 2020: 122,5 Mio. EUR). Dieser Rückgang resultiert im Wesentlichen aus dem rasanten Kostenanstieg im Kartongeschäft mit nur zeitversetzter Weitergabemöglichkeit. Einmalaufwendungen aus Anpassungs- und Restrukturierungsmaßnahmen lagen mit 26,1 Mio. EUR auf ähnlicher Höhe wie die Einmaleffekte im 1. Halbjahr des Vorjahres (1. HJ 2020: 29,5 Mio. EUR). Die Operating Margin des Konzerns betrug damit 7,1 % (1. HJ 2020: 9,7 %).

Finanzerträgen in Höhe von 1,0 Mio. EUR (1. HJ 2020: 0,9 Mio. EUR) standen Finanzaufwendungen von -10,3 Mio. EUR (1. HJ 2020: -3,8 Mio. EUR) gegenüber. Letztere stiegen insbesondere durch die Aufnahme von Schuldscheindarlehen und Namensschuldverschreibungen im 1. Quartal 2021 zur Finanzierung der Akquisitionen und organischer Wachstumsprojekte. Das „Sonstige Finanzergebnis – netto“ belief sich vor allem infolge von Änderungen im Fremdwährungsergebnis auf 0,1 Mio. EUR (1. HJ 2020: -1,9 Mio. EUR).

Das Ergebnis vor Steuern betrug 82,9 Mio. EUR nach 117,7 Mio. EUR im Vorjahr. Die Steuern vom Einkommen und Ertrag beliefen sich auf 20,7 Mio. EUR (1. HJ 2020: 32,8 Mio. EUR), woraus sich ein effektiver Konzernsteuersatz von 25,0 % (1. HJ 2020: 27,9 %) ermittelt.

Der Periodenüberschuss reduzierte sich entsprechend von 84,9 Mio. EUR auf 62,2 Mio. EUR.

Verlauf des 2. Quartals
Die konsolidierten Umsatzerlöse schlossen mit 648,3 Mio. EUR an den Wert des 1. Quartals (641,3 Mio. EUR) an und lagen leicht über dem Vorjahresniveau (Q2 2020: 619,9 Mio. EUR).

Das betriebliche Ergebnis des Konzerns reduzierte sich vor allem aufgrund des Einmalaufwandes für Restrukturierungsmaßnahmen in der Packagingdivision sowie des starken Inputkostenanstiegs im Kartonbereich auf 30,9 Mio. EUR nach 61,2 Mio. EUR im 1. Quartal 2021 und 57,9 Mio. EUR im 2. Quartal des Vorjahres. Die Operating Margin betrug damit 4,8 % (Q1 2021: 9,6 %; Q2 2020: 9,3 %). Der Periodenüberschuss belief sich auf 18,3 Mio. EUR (Q1 2021: 43,9 Mio. EUR; Q2 2020: 39,8 Mio. EUR).

Die Kapazitäten des Bereichs Karton waren auch im 2. Quartal mit 99 % nahezu voll ausgelastet (Q1 2021: 99 %; Q2 2020: 99 %). Die Operating Margin der Division betrug 4,6 % (Q1 2021: 7,3 %; Q2 2020: 9,6 %).

Bedingt durch die Einmalaufwendungen reduzierte sich die Operating Margin der Packagingdivision auf 4,5 % (Q1 2021: 10,4 %; Q2 2020: 8,4 %).

Ausblick
Bei anhaltend guter Nachfrage auf unseren Absatzmärkten setzt sich auch im 3. Quartal die starke Kosteninflation auf den Beschaffungsmärkten fort. Die Margen von MM bleiben damit trotz verbesserter Verkaufspreise weiter unter Druck. Obwohl sich die Altpapierpreise Anfang des Sommers auf Höchstniveau stabil zeigten, ist es unklar, ob sich daraus eine Deckelbildung ableitet. Bei vielen anderen Inputfaktoren dauert demgegenüber der starke Preisanstieg unvermindert an. Mit einer weiteren Kartonpreiserhöhung ab Oktober soll der Kostenanstieg im Kartonbereich bestmöglich kompensiert werden. Im Gegenzug bedeuten höhere Kartonpreise eine neuerliche Kostenbelastung für MM Packaging, welche erst zeitversetzt weitergegeben werden kann.

Bei den Zukäufen Kwidzyn und Kotkamills werden dem positiven Beitrag aus dem laufenden Ergebnis in diesem Jahr insbesondere Einmalaufwendungen aufgrund der Aktivierung hoher Auftragsstände und der Vorratsbewertung im Zuge der Erstkonsolidierung gegenüberstehen. Deshalb wird sich das Ergebnis der neuen Werke erst ab 2022 voll niederschlagen. Andererseits ist aus der Veräußerung der Werke Eerbeek und Baiersbronn ein Entkonsolidierungsertrag zwischen 45 – 55 Mio. EUR im 3. Quartal zu erwarten, welcher teilweise durch Akquisitionskosten einschließlich Transaktionssteuern aufgewogen wird.

Entwicklung in den Divisionen
MM Board & Paper (MM Karton)
Die Nachfrage auf den europäischen Kartonmärkten blieb während des 1. Halbjahres 2021 durch starke Ordertätigkeit geprägt. Dies ist zum einen auf eine Wiederbestückung der während der Pandemie reduzierten Supply-Chain zurückzuführen, zum anderen auf Mengensicherung infolge steigender Lieferzeiten. Der durchschnittliche Auftragsstand der Division lag daher mit 194.000 Tonnen deutlich über dem Vergleichswert des Vorjahres (1. HJ 2020: 115.000 Tonnen). Mit 99 % (1. HJ 2020: 99 %) waren die Kapazitäten der Division weiter nahezu voll ausgelastet.

Infolge des massiven Preisanstieges auf den Beschaffungsmärkten für viele Inputfaktoren, insbesondere Fasern (Altpapier, Zellstoff), Energie, Chemikalien, Verpackungsmaterialien und Transport, wurden Preiserhöhungen mit Wirkung ab dem 2. Quartal 2021 bzw. Jahresmitte umgesetzt. Gründe für den signifikanten Altpapierpreisanstieg sind vor allem die starke Nachfrage der Wellpappe-Industrie und aus Asien sowie der Aufkommensrückgang bei Magazinpapieren und Zeitungsdruck.

Sowohl die produzierte als auch verkaufte Menge lagen mit 831.000 Tonnen bzw. 854.000 Tonnen unter den Vorjahreswerten (1. HJ 2020: 877.000 Tonnen bzw. 871.000 Tonnen). Dies ist insbesondere auf die Stilllegung der kleinen Kartonmaschine am Standort Hirschwang im 4. Quartal des Vorjahres zurückzuführen. Mit einem Verkaufsanteil von rund 87 % in Europa und 13 % in Märkte außerhalb Europas wurde wieder leicht mehr auf den europäischen Märkten abgesetzt (1. HJ 2020: 85 % bzw. 15 %).

Die Umsatzerlöse lagen preisbedingt mit 556,6 Mio. EUR über dem Vergleichswert (1. HJ 2020: 533,0 Mio. EUR). Demgegenüber verminderte sich das betriebliche Ergebnis vor allem aufgrund des deutlichen Anstieges direkter Kosten um 44,3 % auf 33,0 Mio. EUR (1. HJ 2020: 59,2 Mio. EUR). Die Operating Margin belief sich auf 5,9 % (1. HJ 2020: 11,1 %).

MM Packaging
Die Nachfrage auf den europäischen Faltschachtelmärkten zeigte im 1. Halbjahr 2021 ein ähnlich positives Bild wie bei Karton. Die gute Absatzentwicklung resultierte sowohl aus Konsumgütern des täglichen Bedarfes wie auch einer Erholung der Märkte Health, Beauty & Personal Care. Gleichzeitig sind jedoch alle Geschäftsbereiche von einem deutlichen Anstieg der Inputkosten wie Karton & Papier, Farben, Lacke, oder auch Verpackungsmaterial betroffen. Zusätzlich kommt es zunehmend zu Lieferengpässen der Lieferanten. Entsprechend stand und steht die Aufrechterhaltung der Materialversorgung sowie Weitergabe der Kostenanstiege an die Kunden im Fokus. Diese erfolgte großteils ab Jahresmitte entsprechend vertraglicher Vereinbarungen.

Darüber hinaus wurden Erweiterungsinvestitionen in Standorte mit Kostenvorteilen und die Ausrichtung auf Wachstumsmärkte wie nachhaltige, plastikfreie Verpackungen in Österreich, Polen, Rumänien und Großbritannien erfolgreich in die Umsetzung geführt. Andererseits werden notwendige strukturelle Anpassungsmaßnahmen zur Erhöhung der Wettbewerbsfähigkeit und Absicherung des Bestandsgeschäftes fortgesetzt. Dies betraf im 2. Quartal insbesondere den Verpackungsstandort MM Graphia Bielefeld, für welchen Einmalaufwendungen in Höhe von 26,1 Mio. EUR verbucht wurden.

Mit 791,4 Mio. EUR lagen die Umsatzerlöse nahe am Vorjahreswert von 793,6 Mio. EUR. Das gute laufende betriebliche Ergebnis wurde im Wesentlichen durch den Restrukturierungsaufwand auf 59,1 Mio. EUR reduziert (1. HJ 2020: 63,3 Mio. EUR). Die Operating Margin betrug damit 7,5 % (1. HJ 2020: 8,0 %).

Die verarbeitete Tonnage stieg vor allem durch Verschiebungen im Produktmix von 420.000 Tonnen auf 424.000 Tonnen.

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