Was ist ein Kassiber? Die geheime Botschaft aus dem Gefängnis

Ein Kassiber ist eine heimlich übermittelte Nachricht eines Gefangenen an Mithäftlinge oder Personen außerhalb des Gefängnisses. Der Begriff stammt aus dem Rotwelschen und geht auf das hebräische Wort für "schreiben" zurück.

Kassiber
© Bild von Anja auf Pixabay
12.05.2025

Kassiber gibt es vermutlich schon so lange wie es Gefängnisse gibt. Bereits im Mittelalter versuchten Inhaftierte, durch kreative Methoden mit der Außenwelt zu kommunizieren. Doch vor allem im 20. Jahrhundert erlangten einige Kassiber Berühmtheit:

Während des Nationalsozialismus schmuggelten inhaftierte Regimegegner geheime Botschaften aus den Gefängnissen, um widerspruchsfreie Aussagen zu organisieren. Auch der verurteilte Kriegsverbrecher Albert Speer schaffte es, tausende Seiten an Aufzeichnungen aus dem Kriegsverbrechergefängnis in Spandau herauszuschleusen.

In den 1970er Jahren sorgten Kassiber der RAF-Terroristen in Stammheim für Schlagzeilen. Unter anderem mit Hilfe ihrer Anwälte gelang es den Gefangenen, Nachrichten auszutauschen und nach außen dringen zu lassen.

Doch auch wenn Kassiber oft mit spektakulären Kriminalfällen in Verbindung gebracht werden, dienen sie meist einem simplen menschlichen Bedürfnis: Kontakt zu halten zu Angehörigen und Freunden und der Isolation der Haft zu entfliehen. In Deutschland ist die Übermittlung von Kassibern eine Ordnungswidrigkeit. Trotzdem finden Gefangene immer wieder Mittel und Wege, Botschaften über Gefängnismauern hinweg zu senden.