Kleidung aus Papier – für Bauern, Samurais und Filmstars

In einer Legende wird erwähnt, dass sich im Jahr 988 ein japanischer Mönch provisorisch ein Hemd aus Papier – japanisch Kamiko – angefertigt haben soll.

Kleidung aus Papier
© Bild von Peggy Marcus auf Pixabay
08.04.2024

Doch es waren vor allem Bauern, die aus wirtschaftlichen Gründen Papierkleidung anfertigten. Materialien wie Baumwolle standen nicht zur Verfügung. Seide war nicht nur unerschwinglich, sondern für die untere Bevölkerungsschicht nicht erlaubt.

Sie verwendeten daher die Fasern des sogenannten Papiermaulbeerstrauchs, die ein sehr stabiles Papier ergaben.. Zusätzlich wurde die Kleidung imprägniert und zerknittert, um sie geschmeidiger zu machen. Doch die Haltbarkeit ließ zu wünschen übrig, denn die Papierkleidung konnte nicht gewaschen und gesäubert werden.

Ab dem 16. Jahrhundert entstand in Japan Bekleidung aus Shifu - Papierblätter aus nicht mehr gebrauchten Büchern, die in Streifen geschnitten und zu Fäden gewebt wurden, um sie stabiler zu machen. Selbst Samurai ließen sich ihre Trachten daraus schneidern, später sogar auch Adlige.

1955 wurden die beiden Arten der Papierkleidung Kamiko und Shifu übrigens als japanisches Kulturerbe ausgezeichnet.

In Europa kam Kleidung aus Papier erst zum Ende des 19. Jahrhunderts auf – und dann auch nur für wenige Kleidungsstücke wie Hemdkragen, Manschetten oder Krawatten.

Im Jahr 1966 kam es allerdings zu einem kurzen Boom. Die Scott Paper Company aus den USA bot in Inseraten Papierkleider an, die nur 1,25 US-Dollar pro Stück kosteten. Sogar Stars wie die Schauspielerin Claudia Cardinale trugen ein „Papierkleid“.

Doch der Trend war schnell wieder vorbei, denn das Tragen von Papierkleidung erforderte große Vorsicht, vor allem bei Regen, ruckartigen Bewegungen oder rauchenden Mitmenschen. Hier muss angemerkt werden, dass diese Kleidungsstücke nicht nur aus Papier bestanden. Um sie haltbarer zu machen wurden synthetische Fasern wie Viskose, Polyester und Polyamid beigemischt.

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