Markt im Ausnahmezustand: Wellpappenindustrie produziert mit Hochdruck unter extremen Bedingungen

Die Papierpreise schießen seit Monaten in die Höhe. Zusätzlich belasten erhebliche Energiepreissteigerungen die Wellpappenindustrie. Währenddessen produziert diese mit Hochdruck, um den Wünschen ihrer Kunden trotz aller Herausforderungen gerecht zu werden. Insbesondere mit Blick auf das Weihnachtsgeschäft richten sich die Hersteller wie auch die Kundenseite so gut es geht auf die derzeitige Ausnahmesituation am Markt ein, erklärt der Verband der Wellpappen-Industrie e. V. (VDW).

Entwicklung Preisindizes für Wellpappe und Wellpappenrohpapier
© VDW Verband der Wellpappen-Industrie e.V.
15.11.2021
Quelle:  Firmennews

„Wellpappe wird als umweltfreundliches Verpackungsmaterial immer stärker nachgefragt – eine eigentlich sehr positive Entwicklung. Dennoch gerät unsere Branche aktuell in immer größere Bedrängnis, insbesondere durch die nicht enden wollende Preissteigerung bei unserem wichtigsten Rohstoff Papier“, mahnt der VDW-Vorsitzende Dr. Steffen P. Würth. Die Wellpappenindustrie sehe sich bereits seit September 2020 mit einer immer dramatischeren Entwicklung konfrontiert: „Beim altpapierbasierten Wellpappenrohpapier kam es nach VDW-Berechnungen von September 2020 bis September 2021 zu einer Preissteigerung von 57,7 Prozent“, betont Würth. Dieser Wert ist für die Branche ein maßgeblicher Indikator, weil Wellpappenverpackungen durchschnittlich zu 80 Prozent aus Recyclingmaterial bestehen. Doch auch beim gewichteten Gesamtpreisniveau für Wellpappenrohpapier, das alle Sorten berücksichtigt, war von September 2020 bis September 2021 mit einem Plus von 51,3 Prozent eine deutlich stärkere Kostenbelastung zu verzeichnen. Bei einzelnen Papiersorten kam es nach Angaben von EUWID Europäischer Wirtschaftsdienst GmbH zu noch höheren Ausschlägen: So kletterte etwa der Preis für Wellenstoff im Zeitraum von September 2020 bis Oktober 2021 um 71,4 Prozent. Die für die Hersteller äußerst belastende Situation steht im Zusammenhang mit wirtschaftlichen Nachwirkungen der Pandemie. Während zurückliegender Lockdown-Phasen wurde weniger Altpapier bei gewerblichen Anbietern gesammelt, was zu einer Verknappung und einem Anstieg der Altpapierpreise führte.

Zusätzlichen Druck erfährt die Wellpappenindustrie durch ebenfalls steil nach oben zeigende Kurven bei den Energiepreisen: So erhöhte sich das Gaspreisniveau laut Statistischem Bundesamt von August 2020 bis September 2021 um satte 159,7 Prozent. Die Preise für leichtes Heizöl stiegen von September 2020 bis September 2021 um 84,9 Prozent.

Mit Blick auf das nahende Weihnachtsgeschäft versichert der VDW-Vorsitzende Würth: „Die Wellpappenindustrie produziert mit dauerhaft hoher Auslastung, um der starken Nachfrage gerecht zu werden. Unsere Branche setzt alles daran, ihre Kunden schnellstmöglich zu beliefern und Engpässe im Weihnachtsgeschäft zu vermeiden.“ Verpackungen für diese saisonale Hochphase würden üblicherweise mehrere Monate im Voraus geordert. Die aktuelle Marktlage sei jedoch in diversen Bereichen – nicht nur beim Papier – derartig von Rohstoffknappheiten geprägt, dass viele Kunden ihr Bestellverhalten bereits angepasst und früher agiert hätten. „Alle Seiten versuchen also, sich so gut wie möglich auf die momentane Ausnahmesituation einzustellen“, so Würth. Den extremen Kostendruck, dem die Wellpappenindustrie nun schon seit vielen Monaten ausgesetzt sei, gebe sie nicht im eigentlich wirtschaftlich notwenigen Umfang an die Kundenseite weiter, hebt der VDW-Vorsitzende außerdem hervor. Dies spiegele sich klar auf der Erlösseite: Der vom VDW ermittelte Durchschnittserlös pro m2 Wellpappe sei von September 2020 bis Juli 2021 lediglich um 10,3 Prozent angestiegen. „Gemessen an den Kostenexplosionen beim Papier und den Energiepreisanstiegen befinden wir uns also in einer drastischen Schieflage“, fasst Würth zusammen.

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