Papierfischchen: Unbemerkte Bedrohung für Bücher und Dokumente

Papierfischchen (Ctenolepisma longicaudatum) sind kleine, aber höchst problematische Insekten, die sich zu einer ernsthaften Bedrohung für Archive, Bibliotheken und private Sammlungen entwickelt haben. Diese unscheinbaren Schädlinge gehören zur Familie der Lepismatidae und werden oft mit dem bekannteren Silberfischchen verwechselt.

Altes Buch wurde von Papierfischchen befallen
© Bild von Darshan Gavali auf Unsplash
08.12.2025

Was sind Papierfischchen?

Papierfischchen sind grau beschuppte, längliche Insekten mit einer Körperlänge von 11-15 mm. Charakteristisch sind ihre drei langen fadenförmigen Schwanzanhänge und die langen Antennen, die beide länger als der Körper sein können. Im Gegensatz zu Silberfischchen besitzen sie auf den Rückenplatten drei Borstenkämme, was ein wichtiges Unterscheidungsmerkmal darstellt.

Warum fressen sie Papier?

Die Besonderheit dieser Schädlinge liegt in ihrer Fähigkeit, Zellulose zu verdauen. Sie produzieren körpereigene Cellulasen, Enzyme, die Zellulosefasern in Zucker aufspalten können. Diese Eigenschaft macht sie zu echten Spezialisten für die Verwertung von Papier und Kartonagen. Anders als viele andere Insekten können Papierfischchen die Zellulose tatsächlich als Nahrungsquelle nutzen - sie fressen das Papier also nicht nur, sondern verwerten es auch als Energiequelle.

Woher kommen Papierfischchen?

Die ursprüngliche Heimat der Papierfischchen ist unbekannt. Obwohl sie erstmals in Südafrika beschrieben wurden, kommen sie dort ausschließlich in menschlichen Behausungen vor. Heute sind sie weltweit verbreitet, mit Ausnahme der Antarktis. In Europa breiten sie sich seit den 1990er Jahren zunehmend aus, mit Erstnachweisen in den Niederlanden (1989), Belgien (1998), Schweden (2002) und Deutschland (2007).

Welche Papierarten befallen sie?

Papierfischchen sind nicht wählerisch und befallen nahezu alle papier- und zellulosehaltigen Materialien:

  • Bücher und Dokumente
  • Archivmaterial
  • Fotografien
  • Kartonagen
  • Tapeten

Was sie besonders gefährlich macht: Im Gegensatz zu vielen anderen papierfressenden Insekten gedeihen sie in trockenem Klima (bei etwa 50% relativer Luftfeuchte) und einer Temperatur zwischen 20-24°C - genau den Bedingungen, die in modernen Wohnungen, Büros und Archiven herrschen. Bei Nahrungsmangel können sie bis zu 300 Tage überleben.

Die nachtaktiven Tiere werden oft lange übersehen, bis erhebliche Schäden entstanden sind. Da sie kaum natürliche Feinde in Innenräumen haben, können sie sich ungestört vermehren und ausbreiten. Für Archive, Bibliotheken und Museen stellen sie daher eine ernsthafte Bedrohung dar, die ein professionelles Schädlingsmanagement erfordert.

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