Die globale Entwicklung der Papierindustrie 2021

Die Papierindustrie steckt mitten in einer Vielzahl von Herausforderungen: wachsende Ansprüche an Verpackungen, ein Mehr an Online-Bestellungen und der Rückgang von gedrucktem Werbematerial. So sind Altpapier und Verpackungen – gerade während der Pandemie – zum Dauerbrenner-Thema avanciert. Auch das Geschäft mit Büchern, Zeitungen und Zeitschriften ist von massiven Veränderungen auf dem Papiermarkt nicht verschont geblieben.

Globale Entwicklungen der Papierindustrie
© myrfa auf Pixabay
06.05.2022
Quelle:  Birkner News

Mit Blick auf die globale Erwärmung gewinnt das Thema Papier ebenfalls immer mehr an Bedeutung. Nachhaltigkeit und umweltfreundliche Papierproduktion beschäftigen also sowohl Hersteller und Händler als auch Verlage und Verbraucher. Welche globalen Entwicklungen die Papierindustrie im Jahr 2021 durchlaufen hat, wurde hier zusammengefasst.

Die wichtigsten Entwicklungen 2021 auf einen Blick:

  • Großhandelspreise für gemischtes Altpapier drastisch gestiegen
  • Einfuhrpreise für Zellstoff und Altpapier im September 21 höher als im Vorjahresmonat
  • Rückgang der Produktion von Druck- und Schreibpapier in den letzten 10 Jahren
  • Erzeugerpreise für Verpackungspapier und -pappe steigen deutlich

Deutlich gestiegene Rohstoffpreise für Papier
Infolge der Corona-Krise haben es viele Papierhersteller mit Lieferkettenengpässen zu tun, was zu steigenden Preisen auf dem Papiermarkt führt. Insbesondere bei den zur Papierherstellung benötigten Rohstoffen wie Altpapier und Zellstoff lassen sich überdurchschnittlich hohe Preissteigerungen beobachten.

Großhandelspreise für Altpapier haben sich schließlich im September 2021 im Vergleich zum Vorjahresmonat mehr als verdreifacht. Auch Pappe- und Papierreststoffe sind im Großhandel deutlich teurer geworden. Importiertes Altpapier ist hiervon ebenfalls betroffen. Im September 2021 waren die Importkosten etwa um 75 % teurer als im selben Monat des Vorjahres. Holz- und Zellstoff – weitere wichtige Rohstoffe für die Papierindustrie – verzeichnen ebenfalls eine deutliche Preissteigerung.

Einbruch der Produktion von Druck-, Kopier- und Schreibpapier

Für Druckereien und Verleger ist die Entwicklung der Papierindustrie besorgniserregend. Das Geschäft mit Katalogen und Zeitschriften hat seit dem Einbruch der Corona-Krise erst wieder zu wachsen begonnen, als die Papierpreise diese positive Entwicklung wieder obsolet gemacht haben.

Ein Grund für den massiven Preisanstieg bzw. den Mangel an hochwertigem Altpapier für Druckerzeugnisse wie Zeitschriften und Kataloge ist die jahrelang sinkende Produktion von Druck-, Kopier- und Schreibpapier. Im Vergleich zum Jahr 2010 mit einer Produktionsmenge von 6,62 Mio. Tonnen verzeichnete das Jahr 2019 lediglich 5,07 Mio. Tonnen – also einen Rückgang von etwa 23,4 %.

Nach Ausbruch der Pandemie wurden außerdem durch Ausbleiben von öffentlichen Veranstaltungen kaum noch Flyer oder Werbematerialien in gedruckter Form benötigt, was die Produktionsmenge dieses grafischen Papiers 2020 weiter zurückgehen ließ.

Auch europaweit ist die Herstellung von Zeitungsdruckpapier massiv eingebrochen. Dieses Papier fehlt im Umkehrschluss für die Wiederverwertung – ein echter Teufelskreis für die Papierindustrie.

Und was bedeutet das für die Branche? Die Papierindustrie hat sich hierzulande in den letzten Jahren vermehrt von der Herstellung der o.g. grafischen Papiere zur Produktion von Verpackungspapieren und -pappen umorientiert. Wellpappe zur Polsterung von Verpackungen und Kartons wird beispielsweise vermehrt produziert.

Rückläufigre Papierproduktion
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Import von großen Mengen Altpapier zur Wiederverwertung

Was macht die Papierindustrie, wenn nicht genügend Papier zur Wiederverwertung vorhanden ist? Sie geht vor wie alle Branchen: sie importiert. Ein großer Teil der zur Papierherstellung notwendigen Rohstoffe wird mittlerweile aus dem Ausland eingefahren – und davon eine erhebliche Menge. Von Januar bis August 2021 wurden in Summe 3,41 Mio. Tonnen Pappe und Papier zur Wiederverwertung importiert. Ebenso legten Holz- und Zellstoff-Importe im genannten Zeitraum deutlich zu.

Und woher bezieht Deutschland seine Rohstoffe? Ein Großteil des eingeführten Zellstoffs wurde zuletzt aus den weltweit bedeutsamsten Holzexport-Ländern eingeführt: aus Finnland, Schweden und Brasilien.

Importe nach Deutschland
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Anstieg der Erzeugerpreise für Papierprodukte

Vermehrte Online-Bestellungen, sowohl von Online-Shops als auch von Gastronomie-Betrieben, haben im Privaten wie auch im Gewerblichen zu einer wachsenden Nachfrage nach Kartonagen und Verpackungen geführt. Mit gleichzeitig steigenden Rohstoffpreisen wurden somit auch die Erzeugerpreise für bestimmte Papierprodukte in die Höhe getrieben – vor allem Wellpappe aus Altpapier.

Im September 2021 ist dieses Produkt mit +78,5 % im Vergleich zum Vorjahresmonat preislich massiv gestiegen. Die Preissteigerung von grafischem Papier ist mit +5,3 % gegenüber dem Vorjahr jedoch etwas gefallen.

Nahezu vollständige stoffliche Verwertung des hierzulande gesammelten Altpapiers

In der Papierindustrie in Deutschland wurde die Bedeutung von Altpapier bereits vor einigen Jahren erkannt. Die Industrie hat im Bereich Recycling seitdem ganze Arbeit geleistet. Es werden inzwischen 99,3 % der Pappe-, Papier- und Kartonagen-Abfälle aus privaten Haushalten und Gewerben stofflich wiederverwertet.

Ausblick: Ist die Papierindustrie bald wieder im Aufschwung?
Eine nicht vorhersehbare Preissteigerung und ein Rückgang der Papierproduktion: Nach der Meinung führender Experten wie des VDZ-Geschäftsführers Stephan Scherzer, bleibt die Lage in der Papierindustrie auch im Jahr 2022 weiterhin angespannt. Zeitschriftenverlage befürchten einen verheerenden Papiermangel.

Die Papierindustrie muss demnach unter Beweis stellen, dass sie als verlässlicher Partner die Preissteigerungen nicht auf die Spitze treibt und die Versorgung mit grafischem Papier gewährleisten kann.

Quellen:

https://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/preise-fuer-papier-steigen-weiter-kraeftig-a-3195fba6-e992-406d-8ba8-0a5cb5ac2e4a

https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2021/11/PD21_N065_51.html

https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2021/11/PD21_N065_51.html

https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2021/11/PD21_N065_51.html

https://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/preise-fuer-papier-steigen-weiter-kraeftig-a-3195fba6-e992-406d-8ba8-0a5cb5ac2e4a

https://www.cebra.biz/news/markt/30-07-2021-papierindustrie-wieder-im-aufschwung/

https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2021/11/PD21_N065_51.html

https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2021/11/PD21_N065_51.html

https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2021/11/PD21_N065_51.html

https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2021/11/PD21_N065_51.html

https://meedia.de/2021/10/12/zeitschriftenverleger-sehen-gefahr-eines-papiermangels-in-2022/

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