Kreuzweise geschriebene Briefe: Eine historische Schreibform aus dem 19. Jahrhundert
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Kreuzweise geschriebene Briefe waren im 19. Jahrhundert eine beliebte Schreibmethode, bei der zwei Textpassagen im rechten Winkel übereinander geschrieben wurden. Diese ungewöhnliche Technik entstand in einer Zeit, als sowohl Papier als auch Portokosten teuer waren.

Ursprung und Verbreitung
Die Praxis des kreuzweisen Schreibens entwickelte sich in den frühen Tagen des Postsystems im 19. Jahrhundert. Sie war besonders in Europa und Nordamerika verbreitet, wo das aufkommende Postwesen den Briefverkehr revolutionierte, aber gleichzeitig mit hohen Kosten verbunden war.
Praktische Gründe für das kreuzweise Schreiben
Der Hauptgrund für diese Schreibtechnik war rein wirtschaftlicher Natur. Die Portokosten wurden damals nach der Anzahl der Blätter berechnet, nicht nach Gewicht wie heute. Durch das kreuzweise Schreiben konnten Briefschreiber die doppelte Textmenge auf einem einzelnen Blatt unterbringen und so Portogebühren sparen.
Zusätzlich war Papier selbst ein wertvolles Gut. Die Papierherstellung war aufwendig und teuer, weshalb viele Menschen jeden Quadratzentimeter des kostbaren Materials nutzen wollten.
Niedergang der Schreibtechnik
Mit der Industrialisierung und den damit verbundenen Fortschritten in der Papierherstellung sank der Preis für Papier erheblich. Gleichzeitig reformierten viele Länder ihre Postsysteme Mitte des 19. Jahrhunderts, was zu erschwinglicheren Portogebühren führte.
Die Penny Post in Großbritannien (1840) und ähnliche Reformen in anderen Ländern führten zu einem standardisierten Porto unabhängig von der Entfernung. Diese Veränderungen machten das platzoptimierte Schreiben weniger notwendig.
Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts war die Praxis des kreuzweisen Schreibens weitgehend verschwunden. Heute sind kreuzweise geschriebene Briefe wertvolle historische Dokumente, die Einblicke in die Kommunikationsgewohnheiten und wirtschaftlichen Realitäten des 19. Jahrhunderts bieten.