Die Konstantinische Schenkung – eine Fälschung aus dem Mittelalter

Die Konstantinische Schenkung bezieht sich auf eine etwa 800 datierte Urkunde, die angeblich in den Jahren 315/317 vom römischen Kaiser Konstantin I. ausgestellt wurde. Darin wird Papst Silvester I. (Pontifex von 314–335) und seinen sämtlichen Nachfolgern bis ans Ende der Zeit, eine Oberherrschaft über Rom, Italien, die gesamte Westhälfte des Römischen Reiches und das gesamte Erdenrund mittels Schenkung übertragen.

Die Konstantinische Schenkung – eine Fälschung aus dem Mittelalter
© Bild von Jill Mackie auf Pixabay
30.10.2023

Die Päpste nutzten die Urkunde, um ihre Vormacht in der Christenheit und territoriale Ansprüche zu begründen. Spätestens im 11. Jahrhundert wurde die Konstantinische Schenkung ein fester Bestandteil des Kirchenrechts.

Der Humanist Lorenzo Valla hatte 1440 die „Schenkung Kaiser Konstantins“ als Fälschung nachgewiesen. Doch vom mittelalterlichen Rechtsverständnis her, war es vor allem wichtig, dass ein Dokument plausibel war. Die Herkunft selbst war dagegen zweitrangig und so waren Fälschungen nicht ungewöhnlich.

Lorenzo Valla zeigte, dass das Latein der Urkunde eine Entstehung im frühen 4. Jahrhundert ausschließt. Außerdem wird in der Urkunde der Name Konstantinopel (Constantinopolis) erwähnt, obwohl die Stadt zur angeblichen Ausstellungszeit (315/317) noch Byzantion bzw. Nova Roma hieß.

Seit dem frühen 17. Jahrhundert vertrat die katholische Kirche die Auffassung, die Urkunde sei zwar gefälscht, doch habe es wirklich eine Schenkung Konstantins gegeben und die Fälschung sei nicht im Dienst des Papsttums begangen worden, sondern von Griechen.

Im 19. Jahrhundert wies der katholische Gelehrte Ignaz Döllinger jedoch nach, dass die Behauptung eines griechischen Ursprungs und nachträglicher Übersetzung ins Lateinische nicht haltbar ist. Der Vatikan hatte im selben Jahrhundert die Fälschung festgestellt und erkannte an, dass der Anspruch auf weltliche Macht nicht durch ein Geschenk des römischen Kaisers gerechtfertigt sein könne.

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